Der Follow Friday auf Twitter

Was ist eine Empfehlung am wöchentlichen Follow Friday noch wert? Meine Eindrücke:

Der Follow Friday, eine interessante Idee die Micah Baldwin da hatte: Ein Twitter-User empfiehlt seinen Followern einen anderen Twitterer und das jeden Freitag aufs Neue. Man könnte jetzt erwarten, dass eine solche Erwähnung eigentlich etwas Besonderes sei und für bestimmte Qualitäten des Empfohlenen spricht. Ist das der Follow Friday aber tatsächlich? Die Empfehlung aufgrund von Sympathie oder herausragender Qualitäten?

I am starting Follow Fridays. Every Friday, suggest a person to follow, and everyone follow him/her. Today its @fancyjeffrey & @w1redone.

Micah Baldwin, Urtweet zum Follow Friday

Anders als beim gezeigten Tweet von Micah Baldwin, sieht es heute mit den Tweets zum Follow Friday aus. Neben dem Hashtag (#FollowFriday oder #ff) besteht ein solcher Tweet zumeist nur noch aus den Namen der vermeintlich „Empfohlenen“. Häufig reicht es nicht einmal mehr aus, einen einzigen derartigen Tweet zu verfassen.

So mancher User schafft es sogar, allein durch seine Tweets zum Follow Friday meinen kompletten Screen zu füllen, was etwa 8-10 Tweets entspricht! Schade eigentlich. Denn selbst wenn einige der Empfehlungen sicherlich ihren Wert haben, ertappe ich mich zunehmend dabei, wie ich diese „Linkpackete“ einfach ignoriere. Warum ich diesen Empfehlungen folgen sollte, wird in kaum einem Tweet mehr erwähnt und macht diese für mich entsprechend uninteressant.

Ein kurzer Ausschnitt aus einem Artikel von Steve Farnham, „Follow Friday Has Become Spam Weekly“, umschreibt meine Interpretation zur Ursache dieses Wildwuchses recht exakt:

[…] building yourself a list of twitter folks to FF, posting it, and hoping those people would then do the same in return […]

Steve Farnham, Follow Friday Has Become Spam Weekly; 5 Minutes For Blogging

Scheinbar geht es also nicht mehr primär um die Empfehlung aufgrund besonders hochwertiger Tweets. Es wird bereits einen Schritt weiter gedacht und erwartet, dass die Empfohlenen diese Geste ebenfalls mit einer Empfehlung würdigen. Im übertragenen Sinne bewirbt man also nicht mehr einen besonders interessanten Kollegen — nein, man bewirbt sich selbst.

Der Follow Friday Quantität statt Qualität

Diesen Umschwung in Sachen Follow Friday, empfinde ich recht bedauerlich. Denn es zeigt auch, dass es als Zeichen von Erfolg angesehen wird, viele Follower zu haben ohne weiter auf die Qualität einzugehen. Welche Interessen- oder Kompetenzfelder diese Follower tatsächlich abdecken, scheint zweitrangig. Die Konsequenz: Echte Dialoge werden Mangelware weil benötigte Schnittmengen zu gegenseitigen Interessen fehlen. Der Twitter-Account verkommt zum ungehörten Broadcasting-Service.

Follow Friday: Wann und weshalb empfehle ich?

Meiner Ansicht nach ist die Entwicklung des „Follow Friday“ — hin zum „Follow Me Friday“ — tatsächlich ein Spam-Problem geworden. Meine Tweets zum Follow Friday werden neben dem Accountnamen auch eine Begründung erhalten, weshalb man diesem Twitteruser überhaupt folgen sollte. Das praktische daran:

  • Das tatsächliche Themen- oder Interessengebiet wird im Tweet offensichtlich
  • Es findet eine natürliche Selektion statt. Denn Fällt mir kein Grund für die Empfehlung des Twitter-Users ein, bedarf es auch keiner.

Welche Ansicht vertreten Sie zur Entwicklung des Follow Fridays auf Twitter? Habe ich etwas übersehen oder sollte ich meine Sichtweise noch einmal überdenken? Ich freue mich auf Tweets oder Posts auf Google+.